Ab letztem Wochendende bin ich unterwegs ins wilde Land, in mein inneres Land. Was ich dort finden will? Mich, einfach nur mich. Ich mag wissen, wer ich bin, hinter all den jahrelangen Masken und Vorstellungen, wer ich sein könnte. Und was das ist, ist gleich. Ich bin nun also auf dem Weg und mag dort ankommen, wo es mich hinzieht.
Was ist mein Gepäck zum Beginn der Reise? Ich habe eine verkopfte Freiheit, alles zu tun. Aber die ist noch nidht im Gefühl angekommen. Vom Kopf her ist einzig alleine Arabell, meine Kameradin auf 4 Samtpfoten noch so wichtig, dass ich ihre Begleitung benötige. Aber im Gefühl bin ich noch immer abhängig von anderen, deren Meinungen, deren Spiegelungen. In ihren Augen kann ich mich sehen, wie ich jetzt bin. Aber fühlen, was ich bin, was mein Wert ist, dass kann ich noch nicht. Da mag ich hin, zu mir.
In meinem Gepäck ist gerade auch wieder eine gehörige Portion Wut auf mich selber. Das ist gut, das ist wie ein Kraftriegel. Ich falle immer wieder in die alten Muster: Ich muß erst meine Arbeit so gestalten, dass ich die Freiräume habe, zu leben wie ich mag. Das lebe ich nun schon seit Jahren und weiß, dass es nicht funktioniert. Aber ich kann nicht davon lassen.
Also, die erste Etappe: Mich immer wieder selber daran erinnern, dass das Gedenken, die Einstellung das Leben beeinflussen. Vorbei ist: Ich muss mich in meinem Büro durchkämpfen, damit es besser werden kann. Dann kommt ein täglicher Kampf heraus. Ab jetzt: Ich freue mich, die Webseite für Sabine und ihren heiligen hawaianischen Hula-Tanz machen zu dürfen. Es ist einzigartig, diesen Gefühlvollen Tanz in die kalte Welt des Webs pflanzen zu dürfen und das Wachsen mit ansehen zu dürfen.
Auf meiner Reise liegt auch an der Wegstrecke, auf meine Intuition zu hören. Daher sitze ich hier auf einer Dachterrasse in Freiburg in der Sonne, den Turm des Münsters zum Greifen nah. Ich schreibe auf meinem Laptop und es ist gut, sich nicht von dem eigentlichen Plan für den heutigen Tag davon abhalten zu lassen. Die Intuition wird mich die ganze Reise begleiten. Wenn ich sie aus den Augen verlieren sollte, dann mag ich folgendes tun: Hinsetzen und spüren, raus aus der Alltagshektik, schauen was gerade mich daran hindert, mich zu sehen. Denn ich bin meine Intuition, gepaart mit meinem Verstand das auszuführen, was in mir ist und gelebt werden will.
Nach der ersten Teilstrecke ist mein inneres kleines Mädchen meine Begleiterin auf den Weg zum wilden Land des Frau seins. Sie ist mir noch fremd, und auch sie schaut mich mit zurückhaltenden Augen an. Wir kennen uns so gar nicht. Und sie passt scheinbar so wenig in meinen Alltag. Aber ich spüre, dass es wichtig ist, sie in mein Leben einzuladen und ihr einen Platz einzuräumen, der ihr Raum zum freien Atmen gibt.
Ich werde Rasten einlegen im täglichen Trott, der ihr das zu mir kommen ermöglicht. Wie diese aussehen, weiß ich noch nicht. Denn ich fühle noch nicht, was so eine ca. 11 jährige, schüchterne kleine zierliche Person braucht. Äußerlich war ich als Kind immer offen und habe alles gemacht. Keine Scheu, schon gar nicht vor Erwachsenen. Mit Kindern in meinem Alter habe ich - außerhalb der vorgegebenen Rahmen wie Kindergarten und Grundschule - nie gespielt. Waren sie mir schon damals fremd und unheimlich?
In diesem Alter habe ich angefangen, Teile von den Aufgaben meiner Mutter meinem Vater gegenüber zu übernehmen. Mein Vater war blind und auf Begleitung angewiesen. Es war so normal, dass immer meine Mutter oder ich mit ihm unterwegs waren, dass es wie selbstverständlich das „Kindsein" verdrängt zu haben schien.
Nun gut, dann hat mein inneres kleines Mädchen nun eben etwas später Platz zu leben.So angenommen zu werden, wie ich bin. Schwach und zart, dass was ich nie zeige, vielleicht gar nicht spüre, so weit weg ist es in meinem Gefühl.
Als Herausforderung mag ich dieses Reisetagebuch online führen. Noch ist es nicht so weit, aber der Gedanke, hier zu sitzen und es sofort auf eine Webseite zu schreiben, fühlt sich gut. an. Wenn ich denn gerade noch das sich in der Meinung der andern spiegeln brauche, so mag ich es mit Offenheit leben. Ich mag ein paar Menschen - noch nicht alle, das ist zu viel - einladen, mich auf der Reise zu begleiten. Mit ihren Gedanken und Tipps, mit ihren Gefühlen und Hilfestellungen. Das ist eine Herausforderung, ich spüre es gerade. Aber ich will in meiner Reise ja über ein paar Grenzen hinweg, das mag eine davon sein.