Zeit

Ich schaffe die Zeit ab.

“Ich habe keine Zeit”, ich kann es nicht mehr hören. Ich habe genau das mein Leben lang gesagt, und auch so gemeint. Nur was ist das für eine Zeit? In unsere Gesellschaft ist die Uhrzeit von einer Möglichkeit, sich mit andern Menschen zu treffen zu einem unumstößlichen Diktat der Zeitlosigkeit verkommen. Ich mache meine Arbeit nicht mehr und schaue wieviel Zeit ich dafür brauche, sondern ich weiß im Vorheraus schon, wieviel Zeit ich maximal brauchen darf. Eine ewige Hatz dem Sekundenzeiger hinterher.
Ja, auch ich bin sehr gefangen in diesem Denken. Unter Zeitdruck – zur Not selbstgemacht – kann ich am effektivsten arbeiten. Noch heute, obwohl ich mein Workoholics-Dasein glücklich hinter mir gelassen habe. Es geht aus anders, ich erlebe es jetzt gerade. Ein zeitloser Tag, nicht diktiert vom Minutentakt der Anforderungen. Mir Zeit nehmen für mich, nicht nur irgendwo hineingequetscht in einen vollen Stundenplan. Und trotzdem produktiv sein, meine Arbeit im Büro machen. So ungewohnt, dass es schon wieder Zeit braucht, mich daran zu gewöhnen.